Stolze Pokalleistung – dritte Halbzeit weltmeisterlich

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Stolze Pokalleistung – dritte Halbzeit weltmeisterlich

SpVg Bürbach – Fortuna Freudenberg 0:4 (0:0)

Es war ohne Frage das Highlight der Spielzeit 2015/16: Das Pokalfinale gegen die Landesliga-Ladies von Fortuna Freudenberg wurde auch in der Ansprache als das attraktivste Endspiel bezeichnet und das völlig zu Recht. Nachdem unsere Mädels im letzten Jahr die Fleckerinnen sensationell im Halbfinale aus dem Pokal warfen und den Pott gegen Schameder holten, war der Einzug ins Finale in diesem Jahr rückblickend betrachtet keine Selbstverständlichkeit, betrachtet man den Zeitpunkt, in dem die ersten beiden Pokalpartien gegen Ebenau und Schameder stattfanden.

Umso schöner, dass als Belohnung am Ende das fast schon als Klassiker zu bezeichnende Finale gegen Freudenberg stand. Gegen den Tabellendritten der Landesliga hatten die Bürwerinnen schlichtweg nichts zu verlieren. Dementsprechend selbstbewusst fielen die Worte an die Mannschaft aus. Rechnete der ein oder andere mit drei Sechsern und nur einem Stürmer, setzte das Trainerteam frohen Mutes auf die gewohnte Formation. Es ist auch nicht das Markenzeichen dieser Mannschaft, mit 10 Mann am eigenen Strafraum Beton anzurühren.

Als klares Ziel wurde ausgegeben das Ergebnis möglichst lange knapp zu halten, um den Freudenbergerinnen von Minute zu Minute etwas zu denken zu geben und den Gegner zu verunsichern. Verstecken wollte sich unsere SpVg trotzdem nicht und so sollten die Poggel-Damen vorwiegend zehn Meter in der gegnerischen Hälfte angelaufen werden. Den Spielfluss der Fortuna mindern, den Favoriten immer wieder zum Neuaufbau zu zwingen und sich auf jeder Position ohne Rücksicht auf Verluste in die Zweikämpfe werfen, all das war Teil des Plans. Als Knackpunkt wurde personell vor allem die Manndeckung von den zwei derzeit besten Torschützinnen der Fortuna, Laura Oerter und Pauline Fernholz, ausgemacht.  Konsequenz in jeder Aktion wurde gefordert und so springen wir ohne weiteres Vorgeplänkel in die Partie.

SÄMTLICHE, wirklich sämtliche Defensivvorgaben wurden von den Mädels im ersten Durchgang ohne großartige Nachlässigkeiten in bärenstarker Manier umgesetzt. Ena war hinten hellwach bei allen Bällen, die in ihren Strafraum rollten, die Abwehr mit JG, Jenni und Yvonne hatte beide Stürmerinnen an der Kette und so hatten die Damen Fernholz und Fischer auf Seiten der Fortuna kaum Anbindung an das Spielgeschehen. Das war enorm wichtig, denn es führte dazu, dass es im letzten Drittel und in der Box selten gefährlich wurde.

Davor verteidigte Nini gegen Freudenbergs derzeit unumstrittene Topspielerin Laura Oerter derart beherzt, dass das wohl wichtigste Zugpferd in Sachen Spielkultur in den ersten 45 Minuten nicht in Tritt kam. Diese Aussage ist den übrigen Fleckerinnen gegenüber nicht als despektierlich aufzufassen, aber nicht ohne Grund las man erst kürzlich in den lokalen Gazetten „Ohne Oerter geht es derzeit nicht“. Naddel, die keine feste Gegenspielerin hatte, half überall aus, stellte den Körper bei den Zweikämpfen geschickt rein, eroberte so viele Bälle im Zentrum und sorgte für die Pässe nach vorne.

Die Außenspielerinnen Sarah W und Steffi taten wie aufgetragen und waren die Linie aufwärts und abwärts permanent unterwegs und davor verrichteten Tina, Junge und Jana den wohl undankbarsten Job. Immer wieder verschob das Trio gegen die Viererkette und die Sechserspositon der Fortuna, die aufgrund der geschlossenen Laufleistung ohne Ball und des starken Zweikampfverhaltens deutlich mehr Ballkontakte gehabt haben dürfte, als die übrige Flecker-Mannschaft.

Man muss ehrlicherweise konstatieren, dass das aufopferungsvolle und laufintensive Verteidigen des Landesligisten dazu führte, dass wir offensiv nicht in die entscheidenden Räume vorstoßen konnten. Es gelang den Bürwerinnnen zwar immer wieder mal, mit einfachen aber wirkungsvollen Doppelpässen oder direkten Steilpässen in Richtung gegnerischer Strafraum vorzudringen, aber wirklich gefährlich wurden die Mädels dem Tor von Anne Stötzel gestern nicht.

So war die erste Halbzeit für die circa 100 Zuschauer kein spielerisches Spektakel, Torraumszenen waren auf beiden Seiten rar gesät und die Finalbegegnung spielte sich weitestgehend im Mittelfeld und in den ersten zwei Dritteln unserer Hälfte ab. Diese Tatsache ist aber als absoluter Pluspunkt für unsere Frauen zu verstehen, da sie die Fortuna durch die kompakte und kompromisslose Zweikampfführung bis zum Pausenpfiff im Griff hatten und in die Schranken wiesen. Die größte Bestätigung dieser Sichtweise lieferte der gegnerischer Trainer, der im ersten Durchgang mehrfach lautstark Kritik an seinem Team übte.

Lob gab es hingegen in der Kabine völlig folgerichtig für unsere Damen, die sich das 0:0 zu diesem Zeitpunkt mit allen Mitteln erackert hatten. Der benötigte Fight wurde dem Favoriten angeboten und so gab es maximal Kritik auf hohem Niveau. An der Marschroute wurde dementsprechend nichts geändert. Wie erwartete kam die Fortuna drückend aus der Kabine und verschärfte die Bemühungen. Die zweite Halbzeit ist daher schnell erzählt. Der Bürwer Defensivplan hielt noch 15 Minuten Stand, aber der Freudenberger Führungstreffer deutete sich an, weil wir uns eine Schwächephase erlaubten in der wir a) die Bälle nicht mehr klar hinten raus spielen und b) den Fleckerinnen im Zentrum den entscheidenden Ticken mehr Platz ließen als noch im ersten Durchgang.

Nachdem wir den Ball in der 61. Minute nicht ins Aus oder klar nach vorne, sondern zu kurz auf den rechten Flügel klärten, war Laura Oerter dann sofort da, ließ noch eine Gegenspielerin bei ihrem Lauf in den Sechzehner stehen und schloss dann sofort ab. Auch wenn der Ball zentral auf das Tor kam, sah Ena ihn sehr spät, da er noch durch JG verdeckt wurde. Daher kein Vorwurf an unsere zu diesem Zeitpunkt noch jüngere Torfrau. Der Treffer zeigte Wirkung, vor allem bei der Torschützin, die jetzt ihre dollen fünf Minuten abzog.

Auch beim zweiten Tor ging aber leider wieder ein Fehler voraus. Der Ball wurde eigentlich nach einem Angriff über die rechte Seite am Strafraum erobert, aber dann erneut nicht geklärt, sondern vertändelt und so konnte Laura den Ball pfiffig in die von Ena entgegengesetzte links unten setzen. (63.). Zwei Minuten später legte die Nr. 20 der Fleckerinnen dann noch mit einem ansatzlosen und satten Distanzschuss aus 24-25 Metern den finalen Baustein für ihren Hattrick. Auch wenn der Abschluss wieder zentral kam, auch hier keinen Vorwurf an Ena, der passte genau unter die Latte. Trotzdem gab sich bei den in schwarz gekleideten Bürbacherinnen niemand auf. Gekämpft wurde bis zum Abpfiff, auch von den Einwechselspielern Sarah A, Sandra und Verena.

Dass die Freudenbergerinnen dann in der 84. Minute in Person von Joana Pfeifer noch den vierten Treffer nachlegten, fällt in der Summe gefühlt dann den einen Treffer zu hoch aus, aber Fußball ist und bleibt ein Fehlerspiel. Von daher gibt es von dieser Stelle faire Glückwünsche für den verdienten Sieg an die Mannschaft von Fortuna Freudenberg und für unsere Mädels von dieser Stelle den größten Stolz, dass sie gegen eine der besten Teams der Landesliga über die Mehrheit der Spielzeit durch die geschlossene Kampf-und Laufleistung unter Beweis gestellt hat, dass gestern über 90 Minuten gesehen auf dem Feld kein Klassenunterschied vorlag.

Die letzten Worte, die den Mädels vor dem Anpfiff mitgegeben wurden („Macht euch heute selbst stolz“) fanden deshalb auch nach dem Abpfiff Anklang und so musste niemand mit hängendem Kopf vom Feld gehen. Gemütlich blieb ein Großteil der Mannschaft im Anschluss noch im Vereinsheim des SV Gosenbach, bei dem wir uns ganz herzlich für die gelungene und reibungslose Ausrichtung bedanken und verfolgte das Spiel der Bazis (mit deutlicher Spanien-Sympathie) und hier muss es bei allem Respekt einen Seitenhieb in Richtung Freudenberg geben: Liebe Fleckerinnen, nach dem Finalsieg dürfen Sätze wie: „Ich gehe jetzt noch schön duschen und dann ins Bett…“ niemals Euer Ernst sein!!!! 😉 Hoffentlich beherzigt ihr diesen etwas flapsig, aber keineswegs bösartig gemeinten Ratschlag:)

Aus diesem Anlass werfen wir gemeinschaftlich einen Blick auf folgende Definition: „Ein Fest ist ein besonderer Tag, ein gesellschaftliches oder religiöses Ritual oder ein Ereignis, zu dem sich Menschen an einem Ort zu einem besonderen Zeitpunkt treffen und gesellig sind.“ Betrachtet man den gestrigen Abend beziehungsweise die Nacht aus der Sicht der Bürbacher Damen, die sich nicht nur wegen Enas herannahendem Ehrentag, sondern auch wegen der tollen Leistung im Endspiel in Feierlaune brachten, so ist der Verfasser dieser Zeilen geneigt, folgende Änderung vorzunehmen: Ein Fest […] ist ein besonderer Tag, an dem sich besondere Menschen treffen und gesellig sind.

So ging es nach dem CL-Spiel erst in Richtung Früh und dann ab ins Meyer, wo Enas Geburtstag in der Warteschlange eingeläutet wurde und anschließend an der Theke und der Tanzfläche bis kurz vor Ladenschluss zelebriert wurde. Nun fehlt noch das per Definition aufgeführte religiöse Ritual. Ritualartig war in jedem Fall Enas permanenten Zurschaustellung der Silbermedaille in einer kurzen Phase, in der ihr die Sprachakrobatik und die motorischen Fähigkeiten kurzzeitig entglitten und sie eher prägnante maximal Dreiwortsätze wie „Halt mal“, „Bier“, oder „Buuuurtstaaag“ aneinander reihte. Es hatte schon frappierende Ähnlichkeit mit einer Hokus-Pokus Tante, wenn Ena die Medaille hypnoseartig hin und her pendeln ließ. Im Prinzip wartete sie aber nur auf den frenetischen Jubel ihrer Mitspielerinnen, der auch prompt erfolgte. Aber Ena wäre nicht das Feierbiest, wenn sie nicht bis 5 Uhr an beiden Standorten vorweg marschiert wäre. Auch mit 34 noch so stark. Happy Birthday!!!

So feierten die partywütigen Mädels einen rundum geselligen, hochspaßigen und erinnerungswürdigen Finalnachgang, der alles hergab, was eine Mannschaft abseits des Platzes ausmacht. Bei den vergangenen und kommenden Aufgaben mit 3 Spielen (Remblinghausen, Schameder, Ebenau) bis zum  8. Mai genau richtig;)

Noch ein letztes Wort zum Pokalwettbewerb. Mit gewachsenen Ansprüchen und einer etwas selbstbewussteren Zielsetzung würden wir es da gerne mit dem pinken Panther halten: „Heute ist nicht alle Tage, wir kommen wieder, keine Frage!

Aufstellung: Ena, JG, Jenni, Yvonne, Nini, Naddel, Steffi, Tina, Sarah W, Junge, Jana

Auswechslungen:
48. Sarah A. für Jana
64. Sandra für Steffi
70. Verena für Tina

Bank:
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