Die Dritte wird Neunter – Saisonfazit und Einzelkritik

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Die Dritte wird Neunter – Saisonfazit und Einzelkritik

Mit einem angemessenen Spaßkick und einem 7:1-Sieg beendeten die Mannen vom Trainergespann Babic/Hoffmann eine intensive, zum Ende hin leider auch verletzungs- und ausfallgeplagte Saison angemessen auf einem 9. Tabellenplatz, auch wenn die eigenen Ansprüche deutlich höher waren.

Mit einem Kader, der an einem guten Tag wohl jeden in der Liga hätte schlagen können (ausgenommen Aufsteiger Setzen), wollten wir uns bereits zu Saisonbeginn im oberen Tabellendrittel festsetzen. Das misslang allerdings, da wir teilweise bei gleichwertigen Schlachten nicht zwingend genug waren (z.B. 1:3 gg. Eichen-Krombach Hinrunde), teilweise das altbekannte Köpfe-hängen-lassen wieder stattfand (z.B. 2:8 gg. Eckmannshausen Hinrunde) oder auch einfach Spiele mit einer zu lockeren Einstellung angegangen sind (z.B. 1:1 & 1:2 gegen Dautenbach, Hin- und Rückrunde).

Dass wir durchaus Kicken können und einen überragenden Zusammenhalt haben, konnte man dennoch auch in einzelnen Spielen der Saison sehen – stellvertretend hierfür die atemberaubenden Spiele gegen den Tabellendritten Eichen-Krombach in der Rückrunde (4:1), die Revanche gegen Eckmannshausen (3:1), von denen man im Hinspiel noch 2:8 abgefrühstückt worden war, oder auch das Derby in der Hinrunde gegen Giersberg (5:1).

Die zweite Saisonhälfte hätte definitiv noch ein dutzend Punkte mehr mit sich bringen können – da aber wichtige Spieler unserer Dritten teilweise zur Zweiten hochgezogen wurden, um den drohenden Abstieg zu verhindern, oder auch mit Sven und Nickel unsere beiden absoluten Maschinen sich schwer verletzten und der stark aufspielende Hysso unberechtigt lange gesperrt wurde, wurde die Saison mehr mit einem Rumpfkader zuende gebracht – danke hier aber auch nochmals an alle Reaktivierten und AH-Spieler, die sich voll in den Dienst des Vereins gestellt haben.

 

Um einen angemesseneren Rückblick auf die Saison mitzuliefern, hier die Einzelkritiken zu allen, die regelmäßig der Dritten dienten (mindestens 5 Saisonspiele):

Tor

Kai Stimper: Spielte eine starke Saison mit großer Ruhe und viel Konstanz. Das Alter lässt ihn ruhiger und gelassener werden. Lässt sich manchmal von der Unsicherheit seiner Vordermannen anstecken, kann aber auch spektakulär und verblüffend. Größtes Manko: Flex und davongelaufene Katzen.

Benny Hahn: Unfassbar schnell am Boden, und zwar nicht nur nach Niederlagen. Hat eine große Präsenz und starke Reflexe. Wohl der einzige Torwart Deutschlands, der sich mit Kreuzbandriss ein Kreisliga D-Spiel gibt – spricht für ihn.

 

Abwehr

Marian Frey: Stärker als im Zweikampf ist er wohl nur am Thresen. Kann ein Spiel unglaublich stark aufbauen, kann konditionell dafür noch stärker abbauen. Hatte Glück, dass er das ein oder andere Mal nicht die Ampelkarte gesehen hat. Hatte mehr Glück beim Schocken, immer.

Amir Babic: Übernahm die Spieler-Trainer-Rolle auf Eigeninitiative und zeigte mit seinen 37 Jahren und 137 Kilo, dass Stellungsspiel in der Kreisliga D das A und O ist. Kennt alle Ausländer dieser Liga beim Vornamen und war sich nie zu schade für ein Pläuschchen mit jenen. Man kann nur hoffen, dass dieser bosnische Bauchtanzbüffel niemals aufhört, Fußball zu spielen.

Johann Stehle: Abseitsjohnnys brauchbarstes Körperglied auf dem Fußballplatz ist sein rechter Arm, den er immer hebt, wenn er nicht mehr hinterherkommt. Beeindruckte in der Regel vor allem durch Wille, aber das Wille und Können zwei verschiedene Dinge sind, weiß er selbst. Der Verfasser dieser Zeilen fragt sich gerade selbst: Wie kann dieser Mann trotzdem so wichtig sein für die Mannschaft?

Jule Klein: Große Klappe, Bauchumfang, IV und angsteinflößend unter der Dusche: Nein, es handelt sich hier fälschlicherweise nicht um Amir Babic, sondern um Julian Klein, diesem Fels eines Mannes, der das Kunstwerk vollbracht hat, in der Saison öfters Aluminium zu treffen (2) als das Tor zu treffen (1).

Philipp Schubert: Spielte wohl die bislang konstanteste Saison seit immer. Ist auch mit mittlerweile 30 Lenzen ein echtes Laufwunder. Mit Ball schneller als ohne, wenn auch selten kontrolliert. Sonst der gewohnte Wadenbeißer, mit bislang ungeahndeten Qualitäten im Torabschluss. Ist nicht nur deswegen das ziemliche Gegenteil von Gegenüber…

… Florian Roosen: Die einzigen PS, die er auf die Straße legt, sind die, die er mit seinem Benz auf die Straße legt. Ist sich dafür aber auf dem Platz für keinen Zweikampf zu schade, wie das Spiel in Dreisbe belegte, als er mit gebrochener Nase, 3 offenen Wunden und herausgesprungener Kniescheibe (oder so ähnlich) einfach weiter machte. Verkörpert das, was es braucht, um ein durchschnittlicher Kreisliga D-Verteidiger zu sein.

Simon Flick: Brachte nicht nur die Frauen am Spielfeldrand regelmäßig um den Verstand, sondern auch seine Gegenspieler. Bringt Pässe präziser an den Mann als Immobilien. Schnell, giftig, stets für ein Tor gut: man würde niemals darauf kommen, dass dies seine erste Vereinssaison war. Und man kann nur hoffen, dass es nicht seine letzte war.

Ilyas Nazli: Der Sonnenschein mit dem breitesten Lächeln auf dem Galgenberg ist wohl der technisch bestentwickelte Außenverteidiger in der Dritten. Fehlte relativ häufig und konnte deshalb nie sein ganzes Potenzial einbringen. War er da, war er konstant, war er gesetzt. Ist zudem einer unserer Südländer, die beim Gegner durch ihr besonnenes und ruhiges Auftreten irgendwie nicht für den Respekt sorgen, für den Südländer eigentlich sorgen sollten. Sollte frecher und gemeiner werden, oder umgangssprachlich: erniedrigender und charakterloser.

Mittelfeld

Tim Hoffmann: Es braucht schon viel Kreisliga D-Erfahrung, um die Spielweise von Tim Hoffmann angemessen einschätzen zu können. Kann ein Spiel ordnen und beruhigen, kann feine Bälle spielen, kann die richtigen Worte finden. Es gibt aber auch Tage, da verwandeln sich die kleinen Stampferchen von Tim Hoffmann auf einmal in richtige Tischbeine. Auch der Kopf ist mehr zum Denken denn zum physischen Einsetzen da. Dennoch: Erfüllt seine Spielertrainerrolle einfach nur geil und ist daher ein unersetzbarer Ast im Stammbaum des Bürwer Vereinslebens.

Sven Helsper: Es war so ein bisschen wie damals in Vietnam, als Sven Helsper, dieser unermüdliche, niemals aufgebende Recke sich auf einem Schlachtfeld irgendwo, zwischen Bäumen und abgegrätschten Grasnarben stark verletzte. Denn auch für seine Komplitzen, die auf ihn angewiesen waren, hatte das enorme Auswirkungen. Feldwebel Babic sagte danach einmal, er hätte damals jegliches Gefühl für Raum und Zeit verloren. Nichtsdestotrotz: Bis dahin war Sven Helsper einer der tragenden Säulen der Bürwer Dritten, ein Kämpfer ohne Ende, ohne Makel.

Daniel Wien: Führte die Dritte nach einer starken Vorbereitung als Kapitän in die Saison. Spielte so, wie die Platzierung der Dritten es am Ende der Saison auch vermuten lässt: Mal gut, mal nicht so gut. Kommt nicht mehr ganz so schnell in Tritt, was aber weniger dem Alter denn dem Gewicht geschuldet ist. Kann ein Spiel immer noch entscheiden, kann immer noch der wichtigste Mann auf dem Platz sein. Macht er aber einfach nicht. Insgesamt eine solide Saison, Steigerungspotenzial vorhanden.

Hüseyin Türkenmez: Als er im Spätherbst des vergangenen Jahres in die Mannschaft kam, gab es viele Neider. Insbesondere sein Prachtexemplar von einem Bart ließ die mannschaftsinterne Masse toben. Aber auch spielerisch verlieh er der Mannschaft neuen Glanz und präsentierte sich als zuverlässiger und technisch anspruchsvoller Arbeiter im Mittelfeld, der beim besten Spiel der Dritten gegen Eichen-Krombach wohl der stärkste Mann auf dem Platz war.

Florian Bender: Wer gedacht hat, dass Arjen Robben der perfekte Rechtsaußen ist, sieht sich getäuscht: Florian Bender könnte diesen eins zu eins ersetzen. Vielleicht sogar noch ein bisschen besser, denn keiner kann so schön abheben und sich danach so schön lauthals beschweren wie Mallebender. Keucht nach 4 Minuten auf dem Platz mehr als Uli Hoeneß im Gerichtssaal und singt in 90 Minuten öfter als Eminem auf seiner Marshall-Mathers-LP. Kann aber nebenbei auch echt gut kicken und darf sich erneut als bester bürwer Torschütze der Saison feiern lassen!

Niklas Rosenkranz: Hier ein kurzer Einblick in einen typischen Spielverlauf von Niklas Rosenkranz: Laufen. Laufen. Mehr Laufen. Sprinten. Schuss! Vorbei. Laufen. Laufen. Sprinten. Gefoult. Laufen. Sprinten. Laufen. Sprinten. Sprinten. Sprinten. Vergessen stehen zu bleiben. Laufen. Laufen. Laufen. Sprinten. Sprinten. Das erste Mal im Spiel atmen. Weiterlaufen. Schuss! Vorbei. Nachschuss! Vorbei. Laufen. Laufen. Laufen. Sprinten. Schuss! Tor! Feiern lassen. Abpfiff. Bier.

Ali Bdeir: Bdeir ist wohl die Gattung von Ausländer, der, wäre er Deutscher, als Weichei und Softeis abgestempelt werden würde. Dank seines von Natur aus sehr kanackenhaften Aussehens ist er dann aber eher die Art von Mitmensch, die (Zitat Gauland) „die Leute nicht gerne als Nachbarn haben würden.“ Dabei ist Ali ein sehr liebenswerter Genosse, der Schimpferei und Gemecker so gar nicht leiden kann. Fußballerisch sehr mannschaftsdienlich, Qualitäten im Torabschluss, stark im Ballabschirmen, manchmal allerdings etwas zu zögerlich und unpräzise. Dennoch sicherlich ein guter Nachbar.

Marc Herzmoneit: Das Comeback des Jahres. Nicht, weil er jemals weg war, sondern weil er wie Phoenix aus der Asche den steilen Weg vom AH-Kicker zum Stammspieler der Dritten suchte und diesen auch fand. Sein Wort trug in der Mannschaft Gewicht, sein Körper hingegen nicht mehr. Möglich machte dies eine disziplinarische Maßnahme a la Felix Magath, mit der Herzmoneit auf einmal nur noch die Hälfte seiner ursprünglichen Fracht wog und das Doppelte an Tempo und Ausdauer gewann. Eine fußballerische Reinkarnation, von der ein Mario Götze nur zu träumen wagt.

Niels Alpers: Eigentlich stets im Sturm zu finden, wurde Nussy während der Saison des Öfteren eine Position nach hinten beordert. Zu Recht: Seine Ballverteilerqualitäten sind allseits bekannt. Schmiss sich auch mal in einem Defensivzweikampf und lag daraufhin am Boden, vielleicht waren es auch zweimal. Augenzeugen berichten, dass er nach einem dieser rar vorkommenen Zweikämpfe einen Purzelbaum gemacht haben soll, die Quellenlage ist hier aber unzureichend. Seine Torquote konnte er nicht halten, trotz des Positionswechsels ist ihm gefühlt der Instinkt ein wenig abhanden gekommen.

 

Sturm

Rizo Curovic: Gerüchten zufolge kann man sich an seinem Gemüt mehr verbrennen als ein Weißhäutiger auf einer Metallplatte liegend im Desert Valley. Der erste Platz von unten in der Fairnesstabelle ist auch sein Verdienst.Kann aber ebenso vor der Kiste on fire sein. Hat seinen Torriecher stets bewiesen und einige wichtige Punkte gesichert, muss auch deshalb in der Dritten bleiben. Einfach ein guter Typ, dieser Riz.

Bruno Weiskittel: Eroberte die Bürwer Herzen spätestens mit seiner Hütte im Derby gegen Giersberg. Ist sowohl auf, als auch neben dem Platz zuverlässig wie ein Fahrkartenstempler. Aufgrund seines Kämpferherzens und dem richtigen Timings in großen Teilen der Rückrunde zu Höherem berufen: Spielte regelmäßig in der Zweiten und sicherte dort mit einer One-Man-Show beim 5:4 gegen CCS Siegerland durch zwei späte Tore drei wichtige Punkte, die für den Klassenerhalt mitentscheidend waren. Vielleicht bald Erste.

Mirko Maritsch: Die Kampfwumme spielte am Anfang der Saison stets aufopfernd und alles gebend und verdiente sich trotz technischer sowie läuferischer Limitierung eine Vielzahl an Einsatzminuten. In der Folge oft durch Verletzungen geplagt, kam er nicht mehr so richtig in Tritt – wurde aber zum wichtigen Motivator an der Linie. Lautstärkepegel dort immer zwischen laut-mitfiebernd bis alkoholisiert-gröhlend. Trank am Spielfeldrand wohl mehr Kirschen, als dass die Dritte in dieser Saison Tore schoss.

 

 

Vielen Dank abschließend an alle, die unseren Leidensweg über die Saison verfolgt haben! Ihr seid echt ne Bereicherung für den Amateurfußball. Danke auch an unsere Betreuerin Pam, die dem Trainerteam viel Arbeit an der Seitenlinie abgenommen hat und uns Spielern die Trinkpausen etc. auf jeden Fall erleichtert hat.

Ihnen eine gute Sommerpause und einen erholsamen WM-Sommer, und vergessen sie nicht: Lieber ein gutes 7:1, 5:4 oder 2:8 in der D-Liga als ein trostloses 1:1 im Profifußball! Gut Kick!