Damen brechen den Reiste-Fluch

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Damen brechen den Reiste-Fluch

Hach ne wat schön. Für den Liebhaber von beschaulichen Sonntagsfahrten ist die Strecke nach Eslohe-Reiste auf jeden Fall eine klare Empfehlung wert. War das Wetter im Siegerland noch graupelig, zog mit zunehmender Kilometeranzahl der Himmel auf und der Frühling zeigte in böhmischen Dörfern wie Coppenrode sein freundliches Gesicht.

Mit blühenden Feldern zur rechten und linken Seite ließ sich die Fahrt einer gut gelaunten Truppe angeführt von Schibus 60PS Raketen-Volkswagen doch gut überbrücken. Hätte unsere mitten im Bio-Abistress befindliche Lara noch die Gelegenheit gebraucht, um ein farbenbuntes Herbarium zusammenzupressen, es wäre ihr wohl allein auf der Hinfahrt gelungen.

Nach der Anreise, die der klassischen Überlandfahrt in der Fahrstunde glich, war dann erstmal Spiel und Spaß auf der wunderschönen Anlage in Reiste samt Schaukelpferd und Rutsche angesagt, eher unserer anderer Abi-Rookie Betzi, der alle Abiprüfungen bereits hinter sich gebracht hatte und dabei gerade im A-Loch Fach Mathe nicht das beste Gefühl hatte bei einer Textaufgabe von Coach SJ zu Rate gezogen wurde.

Sekundenschnell beantwortete Julia auch ohne Taschenrechner, dass die Mädels das Erreichen des 2. Tabellenrangs in der eigenen Hand haben und dafür exakt vier Siege aus den verbleibenden vier Partien her müssen. Gegen den SuS, der zwar bislang nur mit Niederlagen durch die Rückrunde schlitterte, aber uns als mentalitätsstark in Erinnerung war und zuletzt mit einer ganz knappen 1:2 Niederlage gegen Freudenberg II aufhorchen ließ, sollte dazu der erste Schritt gemacht werden.

Mit Neuzugang Schibu zwischen den Pfosten und Susi auf der Bank waren zwei neue Spielerinnen von den Sporfreunden erstmals spielberechtigt. Mit offensiverer Formation, einem jederzeit klaren 3-5-2 war es die Maßgabe mutig und offensiv zu pressen, um Reiste gerade in den ersten Minuten nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. Das klappte fast schon tadellos. Schibu und Vanessa schoben hinten unablässig raus, die Folge waren viele Ballgewinne im letzten Drittel. Vor allem Sandra zeigte sich nicht nur im Pressing, sondern auch im Gegenpressing nach Ballverlusten in den ersten Minuten hochmotiviert, aber auch die anderen 10 Spielerinnen machten in den ersten Minuten gut die Räume eng.

Da die zuletzt hochgelobte Abwehr wieder sattelfest gegen die Gegenspielerinnen ackerte, war es fast klar, dass wir uns defensiv zunächst nur selbt in die Bredoullie bringen konnten. So war es ein zuletzt seltener Fehler von Tanja, die einen Querpass vor dem eigenen Strafraum in den Lauf der Reisterin legte. Frei vor Schibu vergab der SuS jedoch kläglich. Da hatten wir Dusel. Generell muss man aber lobend erwähnen, dass unsere Mädels in fast allen Situationen um spielerische Lösungen bemüht waren und viel hinten herum spielten, auch weil Vanessa mit deutlich mehr Ruhe ausgestattet kaum einen Ball pöhlte. Sauber Punchy!

Auf der anderen Seite war es dann erfreulicherweise ein Eckball, der die Führung brachte. Sandra schlug den Ball von rechts herrlich auf den zweiten Pfosten und es beschlich uns außen wieder dieses Gefühl: „Da müsste doch jetzt nur einer mal hochsteigen“. Zack, trotz Sportkur und einer Menge Aqua Jogging, die man natürlich in der ein oder anderen Situation auch sah, stieg Yvonne in gewohnter Manier in die Luft und köpfte zwar nicht wuchtig, dafür aber umso platzierter in die linke Ecke ein. Ein Treffer, gefühlt fast in Zeitlupe, daher zum Genießen (34.).

Da der Trainer der Abwehr, die mit zu diesem Zeitpunkt noch 25 Gegentoren fast doppelt so gut unterwegs ist, wie zum Saisonende 2015/16, mit der zu unterschreitenden Marke von 31 Gegentreffern („nicht mehr als 30″) ein neues Ziel gab, waren unsere Farben natürlich versucht, gegen den SuS kein Gegentor zu kassieren. Es fiel dann aber doch, nachdem Vanessa den Ball beim Klärungsversuch von Melina Mecklenbräuer an die Hand schoss, zwar vereitelte Schibu diese Gelegeneit im Eins gegen Eins toll mit einer Fußbabwehr aber den Nachschuss setzte Sophie Göddeke dann problemlos in das leere Tor (41.)

Bisschen ärgerlich, da wir zu diesem Zeitpunkt feldüberlegen waren und jederzeit die reifere Spielanlage hatten, aber bei der vergebenen Großchancen der Gastgeberinnen dürfen wir uns da nicht wirklich beschweren. Offensiv fehlte uns bis dato etwas die Durchschlagskraft, abgesehen von zwei Schussversuchen von Rahel, denen es etwas an Kraft mangelte, war das Tor die einzige nennenswerte Großchance, auch weil wir uns in vorderster Linie oft schwer taten, in den Abschluss zu finden.

Zur zweiten Hälfte folgten dann zwei Umstellungen. Marie, die sich nicht nur die Kritik unter der Woche, sondern auch die gewünschte Spielweise offensiv zu Herzen genommen hatte, zeigte nach ihrem, nennen wir es Lungenversagen gegen Schameder, die bestmöglichste Reaktion und so lieferte unser Küken die vielleicht beste Leistung im Bürbach-Trikot ab.

Daher funktionierte sie auf der Acht ebenso wie im Sturm und später auf der 10, während Sarah A die Acht besetzte und ihre Namensvetterin nach Problemen im Sturm den linken Flügel bekleidete.

Dort, im Angriff, war Mary dann mit einer ausschlaggebenden Einzelleistung für unseren zweiten Treffer hauptverantwortlich. Noch in der eigenen Hälfte kam sie am Mittelkreis an den Ball und hatte nur noch eine Gegenspielerin vor sich. Das war die passende Situation, um mit Tempo in eine Eins gegen Eins zu gehen, den Ball bis an den Fünfer zu führen und auf die mitgelaufene Sandra querzulegen, die den Ball nur noch ins leere Tor einschieben musste (57.). Mit einem Tor und einem Assist unsterstrich sie somit ihren aktuellen Wert für die Mannschaft.

 

Danach kamen mit Doppelwechsel Susi und Ena für Sarah A und Rahel, vorher hatte Betzi den Platz der knieschmerzgeplagten Lara eingenommen. In dieser Phase wussten die Bürwerinnen mit einem schnellen Passpiel zu überzeugen. Viele Dreiecke und schnelle Kombinationen, gerade auch über die eingewechselte Susi, ließen sich von außen prima ansehen. Die Folge waren dann schnell auch Halbchancen. So legte Ena wunderbar für Tanja ab, die aber nicht den Lattenknaller der Vorwoche wiederholte, sondern leider zu zentral abschloss. Auch Susi fackelte nicht lange, sondern nagelte zwei Mal aus der Distanz aufs Tor. Zwar nicht gefährlich, aber endlich mal beherzt. Klarer waren dann drei Kontermöglichkeiten. Erst hatten Marie und Sandra eigentlich Zeit und Raum, um aufs Tor zu marschieren, entschieden sich aber für den uneigennnützigen Querpass, dann hatte Ena nach sauberem Pass von Sarah W noch mehr Zeit, schloss aber zu früh ab. Somit war der Ball eine leichte Beute für ihre Torhüterkollegin.

In den letzten fünf Minuten wurde es dann noch etwas hektisch, weil Vanessa der Kragen ob der dann kurz unstimmigen Zuordnung platzte, aber so wirklich brannte nichts mehr an. Fazit: Verdienter Sieg gegen eine Reister Mannschaft, die sicher etwas besser einzuschätzen ist, als der aktuelle Tabellenrang. Spielerisch immer wieder mal die beste Anlage seit Wochen gezeigt, Torausbeute weiter ausbaufhähig, aber ein gelungener und recht zufriedenstellender erster Schritt, der irgendwie Spaß gemacht hat.

Warum: Auf der Hinfahrt witzelte Schibu so schön: „Immer wenn ich versuche, für mich selbst Laufen zu gehen und den Befehl an meinen Körper aussende, dann versagen die Körperteile ihren Dienst“. Eins kann man beiden Mannschaften heute bei lauem Wetter nicht vorwerfen. Einen lockeren Sommerkick gestaltet zu haben. Am Ende gab es dafür den ersten Sieg in Reiste seit Bestehen der Damenmannschaft.

 

Aufstellung: Schibu, Vanessa, Lara (55. Betzi), Tanja, Yvonne, Marie, Sandra (61. Susi), Rahel (61. Ena), Sarah A, Sarah W, Jana

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Nächste Woche gehen wir dann den zweiten Schritt an. Es geht gegen den zuletzt nicht so wirklich einzuschätzenden FC Ebenau